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Die verbotene Stadt


Endlich: Vor dem beeindruckenden Potala Palast in Lhasa angekommen
In Lhasa
Lhasa ist entgegen vieler Berichte enttaeuschter Touristen eine faszinierende Stadt. Zugegeben, die 10 km lange, schnurstracks gerade Parade-Allee ist nicht gerade das, was man erwartet wenn man hier ankommt. Vorbei geht es an tollen kommunistischen Prachtbauten und ueberall wehen rote Fahnen. Auf den ausladenden Kreuzungen gruessen moderne monumentale Betonkunstwerke - Befreiungsgeschenke der guetigen Chinesen. In den modernen Einkaufsstrassen sind sogar die Palmen rot angemalt. Das ist China.
Doch sobald man vor dem Potala Palast steht und durch das tibetische Viertel Bharkara schlendert, befindet man sich wieder mitten in Tibet. Der Potala Palast ist riesig gross. Durch die drei zur Besichtigung freigegebenen Stockwerke mit den zahlreichen Kapellen, Buddastatuen, Stupas und Empfangshallen gelangt man schliesslich aufs Dach mit den ehemaligen Quartieren der letzten Dalai Lhamas. Mit ein wenig Phantasie und Filmstoff im Hinterkopf kann man sich das Leben hier im Palast lebhaft vorstellen. Alles scheint so, als ob der Dalei Lhama mal eben kurz ins Exil verreist ist und schon morgen wieder kommt. Wird aber wohl noch ne weile dauern...
Von oben hat man uebrigens eine fantastische Aussicht auf Lhasa, die Berge und das Befreiungsgeschenk direkt gegenueber des Palastes...

Der Weg hoch zum Pang La entschädigt mit schönen Aussichten zurück zum Everest
Alles dreht sich - Prayer Wheels
Im Viertel Bharkara herscht geschaeftiges Treiben. Unzaehlige Haendler verkaufen alles, was der demuetige Pilger fuer seine erfolgreiche Umrundung des Jokhangh Tempels benoetigt. Der Jokhang Tempel ist neben dem Potala das eigentliche Pilgerziel der Tibeter, die sich aus allen Landesteilen hier her auf den Weg machen. In Scharen stroemen sie aus allen Richtungen herbei und umrunden den Jokhang Tempel auf der inneren und aeusseren Kora, dem Pilgerpfad um das Heiligtum.
Dabei setzen sie die unzaehligen, fest verankerten Gebetsmuehlen in Gang und drehen gleichzeitig noch die kleine Gebetsmuehle in ihren Haenden. Manche umrunden den Jokhang den ganzen Tag, mehrere Wochen. Andere fallen vor dem Tempel auf den Boden. 100.000 mal bis zur vollstaendigen Reinigung. Das kann bis zu einem Jahr in Anspruch nehemen. Wieder andere umrunden den Tempel in dem sie die Strecke mit Ihrem Koerper ausmessen, quer oder laengs.
Die Demut der Menschen ist beeindruckend und fuer uns sicher schwer nachzuvollziehen. All das geschieht allerdings nicht mit der aus unseren Kirchen bekannten Verbissenheit. Die Leute scherzen nebenbei, lachen in den kleinen Paeuschen und haben ein seeliges Grinsen auf den Lippen. Es macht Spass sie zu beobachten oder mit dem einen oder anderen ins Gespraech zu kommen.
Einem Moenchen, der mehr oder weniger die Kora entlang rannte, erzaehlte ich von meiner Superidee, das erste Fahrrad-prayer-Wheel der Welt zu bauen. Fand er klasse und meinte das muesse funktionieren. Gemeinsam besorgten wir die noetigen Gebetsstreifen, banden Sie um die Vorderachse - und nun hab ich das erste Prayerwheel der Welt an meiner Fahrradnabe. Muss ich mir patentieren lassen. Wir hatten einen grossen Spass und rechneten uns aus, dass man wohl locker mit 100.000 Umdrehungen bis Kunming rechnen koennte.

Saturday Night Fever
Am abend gings mit Susann aus Oesterreich, Caren aus Australien und Dan, einem tibetischen Moench, ins Fancy - der angesagtesten Disse hier in Lhasa.
Als einzige Touristen wurden wir natuerlich bestaunt und gleich an mehrere Tische eingeladen. Da gab es Dosenbier aus Schnappsglaesern - nach jedem Schluck wurde von einer der zahlreichen Bedienungen nachgeschenkt. Das strengt an. Zu gern haett ich einen halben Liter gestemmt - aber man passt sich ja an.
Und so fanden wir uns auch bald auf der Tanzflaeche. Das Line up variierte zwischen haemmernden Technoklaengen, tibetischer Querfloeten-Liveperformance, einer wunderschoenen Trachtenmodenschau, chinesicher Marschmusik - live und Karaoke dargeboten, einem Sketch mit Kind und Pionierhalstuch - Bildungsauftrag erfuellt - und den wunderschoenen tibetischen Balladen. Schwermuetige Melodien unterlegt mit poppigen Chinesen-Synthesizer. Sp;aetstens dann stroemten alle auf den Dancefloor. Getanzt wurde mit System. Alle zwei Schritte vor. Arme kreisen. Drei Schritte zurueck, Drehung... Jeder Song scheint seine eigene Schrittfolge zu haben. Ausserst schwierig sich da einzuklinken. Allerdings hatten alle ihren Spass mit unseren wackeligen tibetischen Tanzeinlagen.
Um 2.30 waren alle total besoffen - von zwei drei Dosen droeppeligem Budweiser. Wir auch. Kein Wunder bei Schnappsglaesern...

Every time the same procedure
Mal wieder konnte ich es nicht lassen, vor meiner Abreise hier in Lhasa noch einen Blick ins Internet zu werfen. Das Fahrrad stand einmal mehr bepackt vor der Tuer, ich hatte mich in mein frisch gewaschenes Fahrraddress geschmissen und war schon knapp 100m geradelt. Ploetzlich sprach mich von rechts ein junger Mann an - Auch mit dem Rad unterwegs? Jepp. Matthias kommt aus Sangerhausen/Berlin und ist mit seinem Rad auf Weltumrundungskurs. Zufaellig in meine Richtung. Das trifft sich natuerlich gut und so werden wir morgen frueh gemeinsam aufbrechen. Also wieder zurueck ins Hotel und noch einen Tag Lhasa geniessen.


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© 2003 andreas hahn